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Extreme Wetterereignisse fest im Blick

Vorstellung des Jahresberichts – Klimawandel ist ein zentrales Thema // Presseinformation vom 30. Juni 2016


Noch ist Niedersachsen weitgehend verschont geblieben, doch die Gefahren durch extreme Wetterereignisse sind längst im Fokus des NLWKN: „Die Folgen des Klimawandels sind unübersehbar und werden nach unserer gemeinsamen Einschätzung immer häufiger und intensiver auftreten“, sagte Staatssekretärin Almut Kottwitz am Donnerstag vor Journalisten in Norden anlässlich der Vorstellung des Jahresberichts des NLWKN. Direktorin Anne Rickmeyer ergänzte, dass der NLWKN im Zuge eines Forschungsprojektes in Zusammenarbeit mit Wissenschaftlern derzeit die möglichen Auswirkungen des sich wandelnden Klimas für die Wasserwirtschaft im niedersächsischen Binnenland analysiere: „Erste Ergebnisse zeigen, dass wir zukünftig – zumindest bei einem Szenario ohne spezielle Klimaschutzmaßnahmen – regional mit einer Zunahme starker Regenfälle rechnen müssen“.

Extremereignisse wie Sturmfluten, Hochwasser oder auch Niedrigwasser spielen in der Wasserwirtschaft eine wichtige Rolle – sowohl bei der Vorsorge als auch bei der Bewältigung der Folgen dieser Ereignisse. Rickmeyer machte deutlich, dass eine fundierte Wissensbasis die Grundlage sei, um die Auswirkungen beurteilen und effektive Anpassungsoptionen ableiten zu können. „Wichtig ist mir die dauerhafte Etablierung von Klimakompetenzen beim NLWKN. Nur so können wir auch die Anforderungen der europäischen Wasserrahmen- und der Hochwasserrisikomanagement-Richtlinie für Niedersachsen erfüllen“. Auf Basis der Forschungsarbeiten und der Vernetzung mit anderen Experten wird der NLWKN seine Kompetenzen in Sachen Klimafolgen weiter kontinuierlich ausbauen.

Mit der Veränderung des Klimas ändert sich auch der Wasserkreislauf mit Folgen für die Wasserwirtschaft. Wesentliche Bereiche sind dabei vom Klimawandel betroffen: z.B. Küstenschutz und Hochwasserschutz insbesondere durch die Zunahme von Extremereignissen.

Kottwitz und Rickmeyer betonten in Norden, dass die frühzeitige Information der Öffentlichkeit dabei immer wichtiger wird. Und da sei der NLWKN sehr gut aufgestellt. Die Hochwasservorhersagezentrale in Hildesheim arbeitet professionell und informiert über das Internet (www.pegelonline.nlwkn.niedersachsen.de) mit Hochwasserlageberichten und Wasserstandsvorhersagen für ausgewählte hochwasserrelevante Pegel. Seit Juni 2016 sind ebenfalls die Betriebsdaten für ausgewählte landeseigene Hochwasserrückhaltebecken bzw. Talsperren auf dieser Seite hinterlegt. Zusätzlich sind die Warnhinweise des Deutschen Wetterdienstes für Niedersachsen auf der Pegelonlineseite sichtbar und können direkt aufgerufen werden. Als weitere Informationsquelle steht die Pegel-App des NLWKN zur Verfügung. „In diesem Jahr wurden bereits 24 Lageberichte von der Hochwasservorhersagezentrale veröffentlicht“, sagte Prof. Dr. Joseph Hölscher vom NLWKN in Hildesheim. Wichtig sei auch die Beratung der Kommunen – auch hier arbeitet der NLWKN vorbildlich.

Unterstützung für Kommunen und Verbände gibt es über die in diesem Frühjahr neu aufgestellte Förderrichtlinie für den Hochwasserschutz. Dazu die Staatssekretärin: „Wir wollen mit der neuen Richtlinie insbesondere die Zusammenarbeit von Kommunen in den Einzugsgebieten unterstützen. So werden beispielsweise Konzeptionen benachbarter Städte und Gemeinden gefördert, damit sich diese gemeinsam Gedanken zum Umgang mit den Hochwasserrisiken machen. Auch die Beratung der Kommunen kann gefördert werden. Zudem unterstützt das Land den Aufbau einer InfoBörse Hochwasservorsorge bei der Kommunalen Umwelt-Aktion“.

Rickmeyer betonte, dass gerade mit Blick auf den Klimawandel der Hochwasserschutz weiter Priorität genieße. „Niedersachsen wird in diesem Jahr insgesamt bis zu 22 Millionen Euro für den Hochwasserschutz ausgeben“. Wichtige Projekte sind der Schutz für den Ort Vietze im Landkreis Lüchow-Dannenberg und die Stadt Celle. Weiterhin werden die Planungen von Hochwasserschutzmaßnahmen in Duderstadt, Hameln und der Samtgemeinde Gronau unterstützt. Vorhaben in der Trägerschaft von Verbänden werden in diesem Jahr mit 3,7 Millionen Euro gefördert. Diese werden unter anderem für die Verstärkung der Weserdeiche zwischen Groß Hutbergen und Rieda, Vorhaben des Neuhauser Deich- und Unterhaltungsverbandes (Elbe) sowie für den Bau eines Hochwasserschutzpolders im Bereich der Sielacht Wittmund (Ostfriesland) eingesetzt. Die ersten Bescheide sind bereits verschickt, weitere folgen.


Küstenschutz:

Wenn es um den Klimawandel geht, haben Umweltministerium und NLWKN stets auch den Küstenschutz im Blick. Investiert werden in diesem Jahr insgesamt 61,6 Millionen Euro. Zehn Millionen Euro kommen aus dem Sonderprogramm „Maßnahmen des Küstenschutzes infolge des Klimawandels“. 125 Vorhaben werden finanziell gefördert. Der Bedarf ist ungleich höher: „200 Küstenschutzprojekte mit einem Gesamtfinanzierungsbedarf von fast 400 Millionen Euro stehen aktuell auf der Warteliste“, informierte Rickmeyer. „Das Küstenschutzsystem in Niedersachsen ist so sicher wie nie, aber dennoch werden wir für Jahrzehnte weiter in die Sicherheit des Landes investieren müssen“. Ziel des modernen Küstenschutzes ist es, unter Berücksichtigung des steigenden Meeresspiegels ein hohes Schutzniveau auf Dauer zu erhalten und damit die Voraussetzung für die weitere Entwicklung dieses Lebens- und Wirtschaftraums zu gewährleisten. - 3 -

Die Erhaltung der Festlandsdeiche obliegt in Niedersachsen grundsätzlich den Deichverbänden; für ihre Investitionen sind rund 43 Millionen Euro vorgesehen. Größter Zuwendungsempfänger wird der II. Oldenburgische Deichband mit seinen Baumaßnahmen am Jadebusen und der Weser sein. Gut 19 Millionen Euro sind für landeseigene Maßnahmen des Küstenschutzes vorgesehen, davon sind knapp elf Millionen für den Sturmflutschutz der niedersächsischen Inseln bestimmt.

„Die Küstenschutzmittel gehen nicht allein in den Deichbau“, erläuterte Rickmeyer. So wird neben der Erhöhung und Verstärkung von Deichen oder der Erneuerung von Deckwerken auch der Bau von Deichverteidigungswegen und Treibselräumwegen finanziert. Dazu kommen Projekte wie die Deichentwässerung, die Grundinstandsetzung von Sielbauwerken und die Beschaffung von Klei. Auch wird Geld für Planung und Forschung bereitgestellt.

Wertvolle Erkenntnisse für den Küstenschutz liefert dabei die Forschungsstelle Küste des NLWKN, die seit ihrer Gründung die Tide- und Sturmflutwasserstände, die Strömung und den Seegang analysiert. „Sturmflutwasserstände und Seegang bilden die maßgeblichen Belastungen der Küstenschutzwerke und können mittlerweile sehr detailliert modelltechnisch berechnet werden. Deshalb können wir quasi „maßgeschneiderte“ Deiche bauen“, erläuterte Rickmeyer. In Ergänzung zu den Naturmessungen haben sich die von der Forschungsstelle Küste betriebenen Seegangs-Modelle als zuverlässige Instrumente erwiesen. So sei auf der Grundlage der ermittelten Wasserstände und des Seegangs eine gleichermaßen zuverlässige wie kosteneffiziente Bemessung der Deiche möglich. „In Niedersachsen ist eben kein Deich wie der andere, aber alle sind gewappnet für das höchste zu erwartende Tidehochwasser".



Jahresbericht 2015 im Internet:

www.nlwkn.niedersachsen.de/ Aktuelles / Jahresberichte

Jahresbericht


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Artikel-Informationen

erstellt am:
30.06.2016

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