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Großpilze

Pilze sind populär. Bereits in der Kindheit begegnen sie uns als Spielzeug, im Bilderbuch oder beim Pilze sammeln mit Eltern oder Großeltern. Für viele Menschen sind sie eine geschätzte Delikatesse. Doch sind die Empfindungen gegenüber Pilzen durchaus zwiespältig. Dem Wohlgeschmack einiger Pilzarten steht die Verwechslungsgefahr mit giftigen Pilzen gegenüber. Pilze gelten einerseits als Fruchtbarkeitssymbole - zum Teil wegen ihrer Formen, aber auch, weil sie sprichwörtlich über Nacht aus dem Boden schießen können. Andererseits werden viele Pilze schon nach wenigen Stunden oder Tagen von Maden zerfressen oder zerfließen zu einer schleimigen Masse und sind deshalb Symbole der Vergänglichkeit.

Pilze gibt es in großer Formenvielfalt. Neben den Hutpilzen gibt es beispielsweise konsolenförmige, Morcheln, Boviste, Becherlinge, Erdsterne und andere mehr. Zudem gibt es unzählige Arten, die sehr klein sind, z. B. Penicillium-Arten, Schimmelpilze oder Hefepilze. Sie werden teilweise zur Herstellung von Medikamenten, Käse, Gebäck, Wein, Bier u. a. genutzt. In das Erfassungsprogramm sind jedoch nur die Großpilze einbezogen - das sind die Arten, die man mit bloßem Auge erkennen kann. Allein von ihnen gibt es in Niedersachsen 2.900 Arten!

Aufgrund ihrer stark abweichenden Lebensweise werden Pilze neuerdings von den Pflanzen und Tieren abgegrenzt und systematisch als eigenes Reich geführt. Aus pragmatischen Gründen werden die Pilze nach wie vor dem Pflanzenarten-Erfassungsprogramm zugerechnet.

Pilze können nicht, wie die grünen Pflanzen, aus Wasser und Kohlendioxid mit Hilfe des Sonnenlichts organische Stoffe aufbauen (Photosynthese). Sie sind, wie Tiere und Menschen, darauf angewiesen, sich von vorhandener organischer Substanz zu ernähren. Sehr wichtig ist im Naturhaushalt die Rolle der saprophytischen Pilze, die sich von toter Pflanzenmasse ernähren, diese dabei abbauen und die Nährstoffe wieder dem Stoffkreislauf der Natur zurückgeben. Einige Pilzarten leben parasitisch auf lebenden Pflanzen, viele in Symbiosen mit Pflanzen und Tieren. Bekanntes Beispiel sind die Mykorrhiza-Pilze, die mit ihren Pilzfäden die Wurzelspitzen von Bäumen umhüllen und den Bäumen die Aufnahme von Wasser und Nährstoffen erleichtern oder erst ermöglichen.

Was wir als "Pilz" bezeichnen, ist der meist nur kurzlebige Fruchtkörper, in dem die Sporen heranwachsen. Der übrige Pilz besteht aus einem unscheinbaren Fadengeflecht (Myzel), welches die Nährsubstanz (Boden oder organisches Material) durchdringt. Dieses Myzel kann sehr lange leben und bringt dann bei günstigen Bedingungen, oft nur für kurze Zeit, Fruchtkörper hervor.

Großpilze besiedeln vielfältige Lebensräume, neben Wäldern vor allem magere Grünlandgesellschaften, Heiden und Moore.

Gefährdung
Viele Arten sind hoch spezialisiert und kommen nur in einem Lebensraum oder sogar nur auf den Teilen einer einzigen Pflanzenart vor. Oftmals hängen negative Bestandsentwicklungen mit dieser Spezialisierung auf bestimmte Pflanzen oder Substrate zusammen. Der Rückgang bzw. die Veränderung der Lebensräume, z. B. durch Luftschadstoffe, Nährstoffanreicherung, Grundwasser-Absenkungen, intensive Land- und Forstwirtschaft ist daher eine der Hauptursachen für die Gefährdung unserer heimischen Großpilze. Regional kann das übermäßige Sammeln von Pilzfruchtkörpern den Rückgang beeinflussen.

Erfassung
Alle Großpilze sind in das Pflanzenarten-Erfassungsprogramm einbezogen (ab 2000 eingeschränkte Bearbeitung).

Literatur

  • WÖLDECKE, K. (1995): Rote Liste der in Niedersachsen und Bremen gefährdeten Großpilze, 2. Fassung, Stand 1.1.1995. - Inform.d. Naturschutz Niedersachs. 15, Nr. 5: 101-132, Hannover (Heft 5/95).
  • WÖLDECKE, K. (1998): Die Großpilze Niedersachsens und Bremens - Gefährdung (Bioindikation), Verbreitung, Ökologie, Fundnachweise. - Naturschutz Landschaftspfl. H. 39: 1-536, Hildesheim.
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