NLWKN Niedersachsen klar Logo

Flechten

Flechten sind der Öffentlichkeit bekannt als blaugrünes Schmuckelement in winterlichen Gestecken und Kränzen (z. B. die Becher- und Rentierflechten der umfangreichen Gattung Cladonia) sowie als Indikatoren für Luftgüte.

Auf Fotos oder im Urlaub sind vielen Menschen sicher schon die interessanten langen Bartflechten aufgefallen, die in luftfeuchten Regenwäldern von den Bäumen herabhängen. Nur wenig bekannt dürfte aber sein, dass es allein in Niedersachsen 992 Flechtenarten (davon aber 203 bereits ausgestorben) gibt, die unterschiedlichste Lebensräume besiedeln.

Flechten sind Doppellebewesen aus Pilzen und Algen, die in einer untrennbaren Symbiose leben, so dass sie zu einer selbstständigen Einheit geworden sind.

In dieser Lebensgemeinschaft zum gegenseitigen Vorteil werden die Nährstoffe vorwiegend von dem Pilzpartner aufgenommen, der wiederum die von den Algen gebildeten Kohlenhydrate mit ausnutzt.

Bezüglich ihrer Wuchsform unterscheidet man Krustenflechten (flache Krusten auf Steinen), Laubflechten und Strauchflechten. Flechten besiedeln teilweise Bereiche, an denen andere Pflanzen nicht leben können, z. B. Baumrinden, Steine und Felsen sowie nackten Erdboden, einige Arten sogar Klarwasserbäche oder Schalen von Seepocken.

Innerhalb der Städte sind Wuchsorte auf Beton, Ziegeln und anderen Kunstsubstraten allgemein bekannt, dort können die Flechten mitunter monatelange Trockenheit ertragen.

Gefährdung
Noch stärker als andere Pflanzengruppen sind Flechten empfindlich gegenüber Luftschadstoffen und eignen sich dadurch besonders als Umweltindikatoren. Vor allem säurebildende Immissionen ("Saurer Regen") und Stickstoffeinträge aus der Luft wirken direkt toxisch bzw. können das Milieu des Substrats so stark verändern, dass die Flechtenarten absterben. Daher stellen manche Innenstadtbereiche, Industriegebiete sowie die Umgebung von Deponien mitunter regelrechte "Flechtenwüsten" dar.

Zum Schutz der Flechten ist zunächst eine Verringerung der Luftschadstoffbelastung dringend erforderlich. Hinzu kommt für epiphytische Flechten die Erhaltung spezifischer Oberflächen (z. B. Rinden alter Bäume, alte Natursteinmauern). Wegen des langsamen Wachstums der Flechten ist es erforderlich, Flechtenstandorte über Jahrzehnte in Ruhe zu lassen.

Erfassung
1990 wurde die Erfassung der Flechten in das Pflanzenarten-Erfassungsprogramm integriert (ab 2000 eingeschränkte Bearbeitung).

Literatur

  • HAUCK, M. (1995): Beiträge zur Bestandssituation epiphytischer Flechten in Niedersachsen. - Inform.d. Naturschutz Niedersachs. 15, Nr. 4 ( 4/95): 53-100, Hannover.
  • HAUCK, M. (1996): Die Flechten Niedersachsens - Bestand, Ökologie, Gefährdung und Naturschutz. - Naturschutz Landschaftspfl. Niedersachs. H. 36: 1-208, Hannover.
  • HAUCK, M. &. U. DE BRUYN (2010): Rote Liste und Gesamtarrtenliste der Flechten in Niedersachsen und Bremen 2. Fassung, Stand 2010. - Inform.d. Naturschutz Niedersachs. 30, Nr. 1 ( 1/10): 1-84.
zum Seitenanfang
zur mobilen Ansicht wechseln