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Beiträge zur Situation des Fischotters in Niedersachsen

Informationsdienst Naturschutz Niedersachsen


Heft 1/96, 64 S., vergriffen

Beiträge

Verbreitung und aktuelle Situation des Fischotters in Niedersachsen
von Udo Binner und Claus Reuther

Inhalt
1 Einleitung
2 Die Entwicklung der Otterpopulation in Niedersachsen 1875 - 1975
3 Die Verbreitungserhebung 1977 - 1979
4 Nachweise aus dem Zeitraum 1980 - 1990
5 Die Verbreitungserhebung im nördlichen Teil Niedersachsens 1991 - 1992
6 Diskussion der derzeitigen Situation des Fischotters in Niedersachsen
7 Ausblick und Folgerungen
8 Zusammenfassung
9 Literatur
10 Anhang

8 Zusammenfassung nach oben
Von September 1991 bis Oktober 1992 führte die Aktion Fischotterschutz e. V. im Auftrag der Niedersächsischen Fachbehörde für Naturschutz eine Untersuchung zur Verbreitung des Fischotters (Lutra Iutra L.) in der nördlichen Hälfte Niedersachsens durch. Insgesamt umfasste das Untersuchungsgebiet ca. 60 % der Landesfläche.

Zur Anwendung kam die von der IUCN/SSC Otter Specialist Group empfohlene Stichprobenmethode. Auf 268 Topographischen Karten im Maßstab 1:25.000 wurden insgesamt 938 Stichprobenorte ausgewählt und einseitig an einem Ufer auf einer Strecke von 600 m auf Nachweise des Fischotters untersucht. Als solche wurden nur Trittsiegel und Kothaufen anerkannt. Eine vereinfachte Kartierung der Biotopstrukturen sowie eine Gesamteinschätzung der Kontrollstrecken auf ihre Eignung als Otterlebensraum vervollständigten das Untersuchungsprogramm.

Insgesamt konnten 18 sichere Nachweise für das Vorkommen des Fischotters erbracht werden. Diese konzentrieren sich im Nordosten Niedersachsens, insbesondere im Gebiet der nördlichen Zuflüsse zur Aller. Daneben fanden sich Einzelnachweise im Bereich Bederkesa, am Oberlauf von Wümme und llmenau (Aue) sowie an der Dumme. Fischotternachweise außerhalb der Erhebung 1991/92 deckten sich bei großräumiger Betrachtung ebenfalls weitgehend mit dem Gebiet der nördlichen Allerzuflüsse. Darüber hinausgehend ist eine Reihe jüngerer Positivfunde für das Gebiet der Elbtalaue im äußeren Nordosten Niedersachsens zu verzeichnen. Mit einem Anteil von 1,9% positiver Stichprobenorte der Erhebung 1991/92 weist Niedersachsen jedoch die geringste Nachweisdichte aller bisher in Europa mit dieser Methode durchgeführten Untersuchungen auf. Der Fischotter muss deshalb in diesem Bundesland als akut vom Aussterben bedroht eingestuft werden. Seine Situation hat sich gegenüber der letzten gezielten Verbreitungserhebung in den Jahren 1977 - 1979 deutlich verschlechtert. Wurde damals der Bestand des Fischotters in Niedersachsen noch auf mindestens 200 Tiere geschätzt, so muss heute davon ausgegangen werden, dass in diesem Bundesland kaum mehr als 50 Otter überlebt haben. Bei diesen Zahlen handelt es sich allerdings um sehr grobe Schätzwerte, die einen großen Unsicherheitsbereich (nach oben und nach unten!) umfassen.

Die Biotop-Bewertung ergab, dass über die Hälfte aller untersuchten Gewässerabschnitte nicht mehr als Otterlebensraum geeignet ist. Nur rund 20 % der Stichprobenorte konnten als »sehr gut« bis »gut« geeignet beurteilt werden. Bei großräumiger Betrachtung erwies sich dabei als grundlegendes Problem die Fragmentierung und Verinselung der noch als Otterlebensraum geeigneten Gewässerabschnitte. Darin dokumentiert sich auch eine der wesentlichen Ursachen für den dramatischen Rückgang des Fischotters. Dies ist die Zerstörung naturnaher Gewässerlandschaften durch Gewässerausbau und -unterhaltung, die Ausräumung von Talauen bzw. der weiträumigen Gewässerumgebung, die intensive Nutzung der Landschaft durch Landwirtschaft und Freizeitaktivitäten sowie die Zerschneidung durch Verkehrswege. Welchen Einfluss andere Faktoren, wie z. B. die Veränderung des Nahrungsangebotes oder die Anreicherung von Schadstoffen haben, ließ sich im Rahmen dieser Untersuchung nicht feststellen.

Ausgehend von diesen Ergebnissen werden Vorschläge für eine inhaltliche Ausweitung des Niedersächsischen Fischotterprogramms zusammengestellt. Wesentlichstes Anliegen muss dabei die Wiederherstellung großräumiger, intakter und untereinander verbundener Gewässerlandschaften bei Sicherung noch vorhandener naturnaher Fragmente sein. Die beiden bedeutendsten Schwerpunkträume stellen hierbei das Gebiet der Aller mit ihren nördlichen Zuflüssen und die Elbtalaue einschließlich ihrer Nebengewässer dar. Einer Wiedervernetzung der isolierten Otterlebensräume in Niedersachsen selbst, aber auch mit denen im angrenzenden Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg und Sachsen-Anhalt, kommt eine besonders hohe Bedeutung für das Fortbestehen der Art in Niedersachsen zu.

Aspekte zur Fortführung des Niedersächsischen Fischotterprogramms
von Dietrich Blanke

Inhalt
1 Einleitung
2 Situation in Niedersachsen und Zuwanderungsmöglichkeiten von Ottern aus angrenzenden Ländern
3 Bewertung möglicher Rückgangsursachen

3.1 Störungen und Beunruhigungen
3.2 Verschiedene, unmittelbare Todesursachen
3.3 Umweltgifte
3.4 Entwertung und Zerstörung von Lebensräumen
4 Fortführung des Niedersächsischen Fischotterprogramms
4.1 Zielsetzungen des Fischotterprogramms
4.2 Bestandteile des Fischotterprogramms von 1989
4.3 Zwischenbilanz der Entwicklung bis 1995
4.4 Fortschreibung des Maßnahmenkatalogs von 1989
4.5 Maßnahmenschwerpunkte
4.6 Räumliche Schwerpunkte
4.7 Vernetzungen
5 Zusammenfassung
6 Literatur
7 Anhang

5 Zusammenfassung nach oben
Die Situation des Fischotters in Niedersachsen ist sowohl hinsichtlich seiner Verbreitung als auch der Bestandsgröße als sehr bedrohlich einzuschätzen. Als Areal mit einer noch weitgehend zusammenhängenden Population ist nur noch der Nordosten Niedersachsens verblieben. Wichtige Kernbereiche stellen hier die Aller mit ihren nördlichen Zuflüssen sowie die Elbtalaue mit ihren Nebengewässern östlich des Elbe-Seitenkanals dar. In den übrigen Landesteilen existieren nur noch geringe Bestände und umherstreifende Einzeltiere.

Als Hauptursache für den Rückgang sind die massiven Lebensraumzerstörungen der letzten Jahrzehnte anzusehen. Schutzmaßnahmen müssen daher v. a. bei der Verbesserung der Lebensräume beginnen.

Parallel dazu und in ihrer Tragweite für die niedersächsischen Otter derzeit nicht abschließend zu beurteilen, hat sich die fortschreitende Belastung mit bestimmten umweltrelevanten Industriechemikalien - insbesondere Polychlorierte Biphenyle (PCB‘s) - als weitere mögliche Ursache für den Bestandsrückgang entwickelt. Für eine Reduzierung dieses Problems sind dringend weitere Schritte der Gesetzgebung hinsichtlich Produktion, Verwendung inklusive Handel und Beseitigung erforderlich. Der Fischotterschutz benötigt also zusätzlich flankierende Hilfe anderer Fachbereiche.

Der Naturschutz muss sich mit aller Kraft um den Erhalt der restlichen Ottervorkommen in Niedersachsen bemühen. Der Schwerpunktraum künftiger Maßnahmen ist daher neben Bereichen im äußeren Nordosten Niedersachsens im Gebiet der Elbtalaue und ihrer Nebengewässer verstärkt auf die Region der nördlichen Allerzuflüsse incl. ihrer Einzugsgebiete und auf die Aller selbst zu legen. Nachgeordnet sollten jedoch auch weitere Gewässer der Lüneburger Heide und Stader Geest sowie Vernetzungsmöglichkeiten zu Ottervorkommen in den östlichen Bundesländern berücksichtigt werden. Ähnliches gilt für Teilbereiche westlich der Weser. Der Wiederentwicklung naturnaher, fischreicher Gewässer und deckungsreicher Talauen mit hohen Au- und Bruchwaldanteilen kommt eine vorrangige Bedeutung zu. Eine wichtige Grundvoraussetzung dazu stellt ein forcierter Flächenerwerb des Landes für Naturschutzzwecke mit anschließender ungestörter Sukzession dar. Dies kommt neben dem Otter auch der übrigen Tier- und Pflanzenwelt der Gewässer und Talauen zugute. Parallel dazu müssen die Wasser- und Bodenverbände in ganz Niedersachsen aufgerufen werden, sich ebenfalls überall durch eine reduzierte, angepasste Gewässerunterhaltung an der Verbesserung der Lebensgrundlagen für den Otter zu beteiligen.

Bundesweit betrachtet wird die bisherige Vorgehensweise des Niedersächsischen Fischotterprogramms mit Flächenerwerb in Fischottergebieten als beispielhaft angesehen. Bestätigt wird diese Vorgehensweise auch durch erste Erfolge in Gebieten, in denen bereits seit längerer Zeit Flächenankäufe erfolgten. Voraussetzung weiterer Erfolge und einer Stabilisierung des niedersächsischen Otterbestandes ist dabei jedoch eine langfristig angelegte und mit ausreichenden Mitteln ausgestattete Fortsetzung des Niedersächsischen Fischotterprogramms.

Die Projektgruppe »Steinhuder Meer« als Instrument des integrierten Konfliktmanagements
von Werner Richter

Inhalt
1 Das Steinhuder Meer im Widerstreit der Interessen
2 Was ist integriertes Konfliktmanagement?
3 Die Projektgruppe als »Runder Tisch« für das Steinhuder Meer
4 Zur Entstehungsgeschichte der »Projektgruppe Steinhuder Meer«
5 Die Anlaufphase
6 Darstellung der Arbeitsphase am Beispiel einer konkreten Problemstellung, der Entschlammung
7 Bewertung und Perspektive der Projektgruppe
8 Zusammenfassung

8 Zusammenfassung nach oben
Theorie und Praxis des integrierten Konfliktmanagements werden am Beispiel der Probleme um das Steinhuder Meer dargestellt. Es wird dabei auch auf Schwierigkeiten bei Gründung und Organisation eines entsprechenden Vermittlungsgremiums eingegangen.

Vor dem Hintergrund langjähriger Streitigkeiten im Zuge von lnteressenkonflikten am Steinhuder Meer hat die niedersächsische Landesregierung 1991 die Einrichtung einer »Projektgruppe Steinhuder Meer« beschlossen. In dieser Projektgruppe sind Behörden, Nutzungs- und Naturschutzverbände gemeinsam vertreten. In ihr werden Konfliktthemen diskutiert und im Sinne eines fairen Interessenausgleichs Lösungsstrategien entwickelt.

Im Ergebnis lässt sich feststellen, dass eine hohe Akzeptanz gegenüber solch einer Institution Voraussetzung für deren Handlungsfähigkeit ist. Informationsfluss und Abstimmungsarbeit als Tragpfeiler des integrierten Konfliktmanagements müssen besonders berücksichtigt werden, um gegenseitiges Vertrauen zu schaffen. Dadurch, dass alle Seiten in die Verantwortung zur Findung von Lösungen genommen werden und durch die Institutionalisierung ein gewisser Druck vorhanden ist, sich einigen zu müssen, kann davon ausgegangen werden, dass durch den Einsatz eines solchen »Runden Tisches« dauerhaft vernünftige Konfliktbewältigung möglich ist.

Fischotter   Bildrechte: NLWKN
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