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„Personalausweis“ für Uferschnepfen

Farbberingung am Dümmer liefert wertvolle Informationen über stark gefährdete Vogelart


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Gut zu unterscheiden – auch dank der eindeutigen Farbberingung (von hinten): Ein Großer Brachvogel, ein Rotschenkel, und eine Uferschnepfe in Eintracht am Dümmer.


Dümmer – „Alu-Rot-Blau“ und „Gelb-Schwarz-Gelb“ – hinter dieser Bezeichnung verbirgt sich ausnahmsweise kein Fußballclub, sondern eine seltene tierische „Hochleistungssportlerin“ aus dem Landkreis Diepholz, die in diesem Frühjahr in der spanischen Extremadura gesichtet wurde. Ihre eindeutige Beringung liefert den Ornithologen des LIFE-Projekt-Teams im EU-Vogelschutzgebiet Dümmer wertvolle Informationen zum Bewegungsverhalten und zur Uferschnepfen-Population nahe Niedersachsens zweitgrößtem See.

Bei dem Uferschnepfen-Weibchen, das sich im Örtchen Santa Amalia das Gefieder in der spanischen Sonne wärmte, handelt es sich dabei um eine „alte Bekannte“: Hinter seiner Codierung verbirgt sich ein Vogel, der 2013 nach seinem Schlupf am Dümmer mit diesen individuellen Farbringen versehen wurde. Die im Rahmen des LIFE-Projektes „Wiesenvögel“ beringte Schnepfe hat nach ihrer Überwinterung an der afrikanischen Westküste offenbar den Rückweg über die Extremadura gewählt. LIFE-Natur ist ein Förderinstrument der Europäischen Kommission zum Schutz und zur Entwicklung von Natura 2000-Gebieten. Am Dümmer ist die Naturschutzstation des Niedersächsischen Landesbetriebes für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) für die Durchführung des LIFE-Projektes verantwortlich.

Tina Hönisch, welche die Vögel im Auftrag des LIFE-Projekts beringt, erklärt dazu: „Jede Meldung einer der Uferschnepfen ist für uns bedeutsam, denn nur so können wir Erkenntnisse über die Bewegungsmuster der Vögel, etwa auf dem Zug oder im Brutgebiet, gewinnen“. Auf diesem Wege erlangtes Wissen über die Wiederkehrraten sowie Altersstrukturen ermöglichen es darüber hinaus, die Zusammensetzung der Population vor Ort näher zu beurteilen.

Seit 2009 werden am Dümmer Uferschnepfen-Küken deshalb farbig gekennzeichnet. Bislang sind etwa 200 Uferschnepfen markiert worden. So können die einzelnen Vögel später mit dem Fernglas abgelesen werden. Die Beringung kann ab einem Alter von etwa zehn Tagen erfolgen. „Auf welcher Seite sich der zusätzliche nummerierte Aluring der Vogelwarte Helgoland befindet und wie die entsprechende Farbkombination aussieht, lässt eine Aussage über das Brutgebiet zu“, so Tina Hönisch.

Seit Jahresbeginn konnten am Dümmer bislang 23 farbig markierte Wiederkehrer beobachtet werden. Johannes Melter, der vor Ort zusammen mit seiner Kollegin Küken beringt, hält dies für eine gute jährliche Quote. Andere vorjährige Jungvögel besiedeln nach ihrer Rückkehr aus den Überwinterungsgebieten möglicherweise auch andere Brutgebiete. Sie werden dort mit etwas Glück als Sichtung gemeldet. Besonders erfreulich finden die beiden Beringer Exemplare wie das im Frühjahr in Spanien gesichtete Schnepfenweibchen: „Dieser Vogel und weitere Artgenossen kehren nachweislich Jahr für Jahr an den Dümmer zurück“.

Wer einen mit mehreren farbigen Ringen versehenen Vogel sichtet, kann Farbablesungen übrigens unter info@bio-consult-os.de auch selbst an die LIFE-Projekt-Forscher melden. Weitere Informationen zum LIFE-Projekt finden sich im Internet unter www.wiesenvoegel-life.de.

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Eine alte Bekannte im EU-Vogelschutzgebiet Dümmer: Eine der farbberingten Uferschnepfen. Foto: Lange
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erstellt am:
07.06.2018

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