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Mikroplastik – raus aus der Nordsee!

Symposium mit Umweltminister Wenzel und engagierten Referenten in Elsfleth // Pressemitteilung vom 25. Juni 2015


Mikroplastik in Flüssen, Bächen und in der Nordsee entwickelt sich zu einem echten Umweltproblem – deshalb stand das Thema im Fokus eines mit 140 Gästen ausgebuchten Symposiums am Donnerstag in Elsfleth. Veranstalter war der NLWKN (Niedersächsischer Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz) in Kooperation mit der Jade Hochschule in Elsfleth. Der gemeinsame Wunsch der Veranstalter: Den Dialog fördern und neue Impulse für den Meeresschutz geben.

Umweltminister Stefan Wenzel eröffnete das Symposium und machte mit einer Zahl die Dimension des Problems deutlich: „Wir wissen inzwischen, dass mehr als 250 Arten Mikroplastik aufnehmen, zum Beispiel Miesmuscheln, Krebse, Würmer, Fische, Seevögel und marine Säugetiere“. Die Folgen für die Gesundheit von Menschen und Tieren seien bisher zwar wenig erforscht. „Es ist aber zu befürchten, dass diese kleinsten Partikel eine direkte toxische oder endokrine Wirkung auf den Organismus haben“, warnte der Minister.

Er sieht beim Mikroplastik eine systemische Herausforderung, die interdisziplinäre Antworten erfordere. Mikroplastik sei auch Thema bei der jüngsten Umweltministerkonferenz gewesen. Man müsse sich auf europäischer Ebene dafür einsetzen, die Verwendung von Mikroplastikpartikel in Reinigungsmitteln, Kosmetika und Körperpflegemitteln schlicht zu verbieten. Wenzel wies aber auch darauf hin, dass ein verändertes Verbraucherverhalten viel bewirken könne: „Durch Abfallvermeidung kann jeder Verbraucher einen Beitrag zu einer Ressourcen schonenden Gesellschaft leisten; der beste Abfall ist der, der erst gar nicht entsteht“.

„Meeresmüll beschäftigt uns schon seit vielen Jahren“, beschrieb Ute Schlautmann, Leiterin der Betriebsstelle Brake-Oldenburg des NLWKN, die Rolle des Landesbetriebs. Der NLWKN betreibt seit 2002 auf Juist ein Müllmonitoring und in Zusammenarbeit mit dem Mellumrat auch auf Minsener Oog; schon seit 1992 sind im Rahmen des Spülsaum-Monitorings an den Stränden der Ostfriesischen Inseln nicht nur die Öl-Opfer im Blick, sondern zum Beispiel auch Eissturmvögel mit Müll im Magen. Der NLWKN hat die Nordsee auch wegen der 2008 in Kraft getretenen Meeresstrategie-Rahmenrichtlinie im Fokus: Bis 2020 soll ein guter Zustand der europäischen Meeresgewässer erreicht werden und die Müllmengen sind ein Gradmesser für den Gesundheitszustand der Nordsee. Schlautmann: „Wir verstehen uns einerseits als Mittler zwischen Wissenschaft und Politik und sind andererseits beteiligt an verschiedenen Projekten, die helfen, den Eintrag von Plastikpartikeln in die Gewässer zu reduzieren“.

Wissenschaftliche Studien belegen das Vorkommen von Mikroplastikpartikeln in Gewässern und aquatischen Organismen: „Kunststoffe geben bei der Zersetzung giftige und hormonell wirksame Zusatzstoffe in die Meeresumwelt oder direkt an aquatische Organismen ab und binden zudem persistente toxische Schadstoffe an ihrer Oberfläche. Diese Schadstoffe können an die Tiere weitergegeben und im Nahrungsnetz angereichert werden“, betonte Schlautmann.

Stefanie Werner vom Umweltbundesamt stellte national und international geplante Maßnahmen gegen „Müll im Meer“ vor. Nadja Ziebarth vom BUND warb für den online erhältlichen Einkaufsratgeber zu Mikroplastik in Kosmetika, der inzwischen schon 200.000mal heruntergeladen wurde. Dr. Sebastian Pörschke von der Ruhr-Universität Bochum erläuterte Forschungen des Fraunhofer Instituts „Umsicht“ an umweltverträglicheren Ersatzstoffen für das in der Kosmetikindustrie eingesetzte Mikroplastik. Gute Ergebnisse werden inzwischen mit Biowachsen erzielt.

Dr. Martin Löder von der Universität Bayreuth präsentierte Techniken zur Bestimmung von Kunststoffen. „Wie sich Mikroplastik auf den einzelnen Organismus auswirkt, ist noch gar nicht untersucht, jedoch sind negative Folgen zu befürchten“. Dr. Gunnar Gerdts vom Alfred-Wegener-Institut machte darauf aufmerksam, dass die Klärwerke kaum in der Lage sind, Mikroplastik zu 100 Prozent herauszufiltern. Dr. Ingo Sartorius, Vertreter von PlasticsEurope Deutschland, wies darauf hin, dass das Kunststoff-Abfallmanagement in Deutschland vorbildlich sei, weil die Verwertungsrate sehr hoch sei. Prof. Dr. Christian Bonten vom Institut für Kunststofftechnik führte den Begriff „Biokunststoff“ in das Symposium ein und stellte den biologischen Abbau durch spezielle Bakterien und Pilze vor.

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Artikel-Informationen

erstellt am:
25.06.2015

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