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Alles im Fluss – auch bei Hochwasser?

Länderübergreifende Tagung zum Hochwasserschutz an der Elbe // Presseinformation vom 26. April 2017


Nach den extremen Hochwasserereignissen an der Elbe in den Jahren 2002, 2003, 2006, 2011 und zuletzt 2013 wurden mehr als 170 Millionen Euro in den Hochwasserschutz investiert; weitere rund 70 Millionen Euro stehen für die kommenden Jahre bereit: „Die Deiche waren noch nie so sicher wie heute“, betonte Staatssekretärin Almut Kottwitz am Mittwoch anlässlich einer Fachtagung und fügte hinzu: „Trotzdem müssen wir weitere Anstrengungen unternehmen, um für künftige Hochwasserereignisse gewappnet zu sein“.

Bei der länderübergreifenden Tagung informierten sich 100 Interessierte aus neun Bundesländern auf dem Fahrgastschiff „Lüneburger Heide“ über die aktuellen Aktivitäten und die künftigen Herausforderungen an der Elbe und hatten bei den Diskussionen unter anderem das Problem unzureichender Abflussquerschnitte direkt vor Augen. Zu der Veranstaltung hatte der NLWKN (Niedersächsischer Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz) Experten von Hamburg bis Sachsen eingeladen, auch um das Solidaritätsprinzip an der Elbe deutlich zu machen. „Zwar ist jedes Bundesland für sein Gebiet verantwortlich, aber um im Hochwasserschutz erfolgreich zu sein, müssen wir länderübergreifend zusammen arbeiten, betonte Kottwitz.

„Hochwasser wie an der Elbe oder auch bei Sturzbächen in kleineren Einzugsgebieten oder Kerbtälern infolge von Starkregenereignissen wird es immer wieder geben, eine absolute Sicherheit im Hochwasserschutz gibt es nicht“, sagte Heiko Warnecke vom NLWKN in Lüneburg, der gemeinsam mit den Deichverbänden die Hochwasserschutzprojekte umsetzt.

Klaus-Jürgen Steinhoff (NLWKN) ergänzte, dass Niedersachsen als Unterlieger am Elbstrom auch in Zukunft den Hochwasserschutz durch abflussverbessernde Maßnahmen und den Ausbau der Hochwasserschutzanlagen vorantreiben müsse. „Auch deshalb müssen wir Abfluss-Engstellen entschärfen, um einen kritischen Wasseraufstau zu verhindern“.

In Niedersachsen wird unter der Regie des NLWKN für das Elbe-Überschwemmungsgebiet u.a. einen Auenstrukturplan erstellt, dessen Ziel es ist, klar abgegrenzte Abflusskorridore festzulegen: „Diese Korridore müssen auf Dauer von jeglichen Abflusshindernissen freigehalten werden“, betonten Warnecke und Steinhoff.

Staatssekretärin Almut Kottwitz Kottwitz sieht hier wegen der strikten Naturschutzziele im Biosphärenreservat eine große Herausforderung: „Wir setzen auf die Zusammenarbeit mit den regionalen Akteuren; optimale Lösungen für Hochwasserschutz und Naturschutz– das ist der niedersächsische Weg“.

Weiterhin plädierte die Staatssekretärin dafür, dem Fluss insgesamt wieder mehr Raum zu geben: „An der Elbe wie auch an anderen großen Flüssen wie Rhein, Donau und Oder sind an vielen Abschnitten bis zu 90 Prozent des ursprünglichen Überflutungsraumes im Laufe der Jahrhunderte durch Deichbau verloren gegangen“. Vor diesem Hintergrund sieht der seitens des NLWKN erstellte Rahmenplan für abflussverbessernde Maßnahmen u. a. Deichrückverlegungen als adäquates Mittel zur Senkung des Hochwasserspiegels vor. „Allerdings stoßen Überlegungen zu einer großflächigen Rückdeichung schnell an Grenzen, beispielsweise durch die vorhandene Bebauung in Ufernähe. So kommen an der niedersächsischen Elbe nur wenige Räume für eine Deichrückverlegung in Frage“, sagte Warnecke. Zum Beispiel Vitico bei Bleckede an der Elbe, wo eine Option mit einer Größenordnung von ca. 140 Hektar derzeit geprüft wird. Auftraggeber für die hierzu vom NLWKN zu erarbeitende Machbarkeitsstudie ist der Artlenburger Deichverband. „Eine Deichrückverlegung würde nach ersten Berechnungen einen um sieben Zentimeter reduzierten Wasserstand bedeuten. In Kombination mit einer weiteren geplanten Rückverlegung auf der gegenüberliegenden mecklenburgischen Uferseite sind es schon 14 Zentimeter. Damit wird deutlich, dass die praktizierte enge länderübergreifende Zusammenarbeit weitere Vorteile für den Hochwasserschutz bietet“, ergänzte Steinhoff.

Warnecke machte deutlich, dass nach dem Hochwasser an der Elbe 2013 viele kleine und größere Hochwasserschäden beseitigt und die wasserwirtschaftlichen Anlagen instandgesetzt wurden. Dies wird über einen eigens eingerichteten Solidaritätsfond finanziert, den Bund und Länder als Sofortmaßnahme eingerichtet hatten. Über diesen Fonds werden insgesamt rund 70 Millionen Euro für die Beseitigung der Schäden an der Elbe bereitgestellt. „Die Umsetzung der zahlreichen Einzelmaßnahmen ist weit fortgeschritten, wird aber vor-aussichtlich erst weit nach 2020 vollständig abgeschlossen werden können“, sagte Warnecke. Als Beispiele für präventive Projekte im Hochwasserschutz nannte er den Deichbau in Vietze und die Erhöhung und Verstärkung der Hochwasserschutzwand in Wussegel; beide Ortschaften liegen im Landkreis Lüchow-Dannenberg.

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Presseinformation Bildrechte: NLWKN

Artikel-Informationen

erstellt am:
26.04.2017

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