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Wisente in den Cuxhavener Küstenheiden angekommen

5. Dezember 2007


Lüneburg/ Cuxhaven – Das Naturschutzgebiet Cuxhavener Küstenheiden bietet seit kurzem eine weitere Attraktion für Naturfreunde: Im neuen Wisentgehege auf dem ehemaligen Truppenübungsplatz Altenwalde zwischen dem Berenscher Heideweg und der Kreisstraße 7 sind am Mittwoch die ersten vier Wisente eingetroffen. "Die kleine Herde hat den Transport aus dem Wildpark Lüneburger Heide bei Nindorf in ihre neue Heimat wohlbehalten überstanden", sagte Danny Wolff, der zuständige Projektleiter des NLWKN (Niedersächsischer Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz).

Die Gruppe besteht aus einer älteren Leitkuh mit ihrem Kuhkalb sowie zwei jüngeren im Jahr 2006 geborenen weiblichen Tieren. In Kürze soll außerdem ein junger Wisentbulle aus dem Wisentgehege Farchau bei Mölln die Herde vervollständigen. Die Lage des ca. 45 Hektar großen Geheges ist im Internet unter www.life-kuestenheiden.niedersachsen.de (Navigationspunkte "Maßnahmen", "Wisentbeweidung") dargestellt.

Der Wisent ist das größte Landsäugetier Europas. Ursprünglich war diese Tierart von Spanien bis Sibirien und Skandinavien überall verbreitet. Sie wurde jedoch in früheren Jahrhunderten stark bejagt und verfolgt. In Mitteleuropa wurde der Wisent bereits im Jahre 1788 ausgerottet, weltweit wurde das letzte frei lebende Tier in den 1920er-Jahren getötet. Die Art stand am Rande des vollständigen Aussterbens, da zu dieser Zeit nur noch 54 Tiere in Zoos und Wildgehegen lebten. Nur durch gezielte Züchtungen konnte der Bestand bis heute auf wieder etwa 3500 Tiere ansteigen. Die Mehrheit aller Wisente lebt nach wie vor in menschlicher Obhut. Nur in Osteuropa gibt es wenige wild lebende Populationen, die alle ursprünglich auf Auswilderungen zurückgehen.

Die Schutzgemeinschaft Deutsches Wildtier hat den Wisent erst kürzlich zum Wildtier des Jahres 2008 gekürt, da er – trotz aller Zuchterfolge – auch heute noch zu den stark gefährdeten Tierarten zählt. Gefahr droht ihm nicht mehr durch Bejagung, sondern durch die engen Verwandtschaftsgrade. Inzucht könnte eine ernste Bestandsgefährdung des Wisents zur Folge haben. "Das Gehege ist daher ein wichtiger Beitrag zum Artenschutz", erklärte Wolfgang Löwe vom Life-Projektpartner BIMA (Bundesanstalt für Immobilienaufgaben, Bundesforst-Hauptstelle Wense). "Es ist sinnvoll, die Erhaltungszucht des Wisents auf eine breitere Basis zu stellen. Das Wisentgehege "Cuxhavener Küstenheiden" wird sich am Europäischen Wisent Zuchtbuch beteiligen".

Die Wisentbeweidung ergänzt die bereits vor einem Jahr begonnene Pflege der ökologisch wertvollen Heiden und Magerrasen mit Heckrindern und Konik-Pferden auf dem ehemaligen Truppenübungsplatz. "Während die Heckrinder und Koniks vor allem auf den weiten offenen und gehölzarmen Flächen eingesetzt werden, sollen die Wisente dazu beitragen, ein wertvolles, strukturreiches und kleinräumiges Mosaik aus Wäldern, Heiden, Magerrasen und Tümpeln zu erhalten und zu entwickeln", hob Wolff den landschaftspflegerischen Pilotcharakter des Projektes hervor. In Deutschland sind halbwilde Wisenthaltungen wie in den Cuxhavener Küstenheiden noch eine Seltenheit. "Wir erwarten, dass die Wisente es den Heckrindern und Koniks gleich tun und die Spätblühende Traubenkirsche zurückdrängen", so Wolff weiter. Die aus Nordamerika eingeführte Pflanzenart hat im neuen Wisentgehege bereits dichte Bestände gebildet und verdrängt sowohl in den Wäldern als auch auf den Heiden und Magerrasen die heimische Pflanzenwelt.

Die Einrichtung des Wisentgeheges wurde im Rahmen eines Life-Natur-Projektes von der EU und vom Niedersächsischen Umweltministerium gefördert. Life-Natur ist ein spezielles Förderinstrument der EU zur Finanzierung von Projekten zur Pflege und Entwicklung von Gebieten des so genannten Europäischen ökologischen Netzes "Natura 2000". Hierzu zählt auch das FFH- und Naturschutzgebiet "Cuxhavener Küstenheiden". Seine Lebensräume sind in dieser Größe und Ausprägung einmalig auf dem deutschen Festland.

Wisentkuh Ega mit Kalb   Bildrechte: NLWKN

Angekommen: Wisentkuh Ega mit Kalb

Artikel-Informationen

Ansprechpartner/in:
Gerd-Michael Heinze

Nds. Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz
Außenstelle "Naturschutzstation Unterelbe"
Geschäftsbereich Naturschutz
Alte Hafenstr. 2
D-21729 Freiburg
Tel: +49 (0)4779 / 92681-14
Fax: +49 (0)4779 / 92681-15

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