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Blaualgen am Dümmer: NLWKN wendet Sofortmaßnahmen an

Einbringen von Nitrat im Hafen von Lembruch/ Presseinformation vom 23. August 2012


Sulingen – Der NLWKN (Niedersächsischer Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz) hat heute mit dem Einbringen von Nitrat in den Hafen des Segel-Clubs in Lembruch am Dümmer begonnen. „Die wichtigste Randbedingung für den Nitrateinsatz – nämlich ein fast bei Null liegender Sauerstoffgehalt – ist im Hafenbereich erfüllt, da hier kaum ein Wasseraustausch mit dem übrigen See stattfindet“, erklärte Hans-Heinrich Schuster von der Betriebsstelle Sulingen des NLWKN. Mit Hilfe einer Streuvorrichtung wird das granulatförmige Nitrat vom Boot aus auf der rund 4.000 Quadratmeter großen Hafenfläche verteilt. Auf 100 Quadratmeter kommen jeweils fünf Kilogramm Nitrat zum Einsatz, so dass sich eine Gesamtmenge von 200 Kilogramm ergibt.

„Der Einsatz bleibt zunächst auf die Hafenfläche von Lembruch beschränkt, da auf der übrigen Seefläche die Randbedingungen noch keine Nitrateinbringung erforderlich machen. Der Wind sorgt für eine gute Durchmischung weiter Teile des Gewässers, so dass die Gesamtsituation mit der des Vorjahres nicht vergleichbar ist“, betonte Schuster. Messungen in den Folgetagen werden über den Erfolg der Maßnahme, die bis Donnerstag Mittag beendet sein wird, Aufschluss geben.

Der NLWKN hat schon seit einigen Wochen Vorbereitungen getroffen, um auf eine erneute Blaualgenbelastung am Dümmer mit kurzfristigen Sofortmaßnahmen reagieren zu können. „In Abstimmung mit dem Dümmerbeirat haben wir entsprechende Mengen an Nitrat und rund 1.000 Meter Tauchwände beschafft, von denen bereits 250 Meter vor dem Olgahafen bei Dümmerlohhausen eingebracht wurden“, berichtet Bernd Lehmann, Leiter der NLWKN-Betriebsstelle Sulingen.

Neben der optischen Beeinträchtigung zählen die Sauerstoffzehrung und die Geruchsbelästigung zu den unangenehmsten Begleiterscheinungen großer Blaualgenvorkommen. Die Algen an der Wasseroberfläche sterben durch zu hohe Lichtintensität ab, die darunter liegenden Algen können mangels Licht selbst keinen Sauerstoff mehr produzieren und verbrauchen den im Wasser gelösten Sauerstoff. Hinzu kommt, dass abgestorbene Blaualgen durch Bakterien abgebaut werden, was einen zusätzlichen Sauerstoffverbrauch bedeutet. Der so in Gang gesetzte Kreislauf kann im Extremfall zu einem Fischsterben führen. Hinzu kommen Fäulnisprozesse der Algenmasse, die für die Geruchsbildung verantwortlich sind.

Um diese Geruchsbildung zu bekämpfen, sollen die fäulnisfähigen organischen Substanzen durch Sauerstoff oxidiert werden. „Hier kommt das Nitrat ins Spiel: Bei geeigneten Randbedingungen wie einem geringen Sauerstoffangebot können die im Wasser befindlichen Bakterien den Sauerstoff aus dem Nitrat nutzen und so Fäulnisprozesse, die mit Geruchsbelästigungen einhergehen, minimieren. Das Nitrat dient in diesem Zusammenhang nicht als Nährstoff für die Algen oder andere Wasserpflanzen, sondern wird durch die Bakterien verwertet und in unschädlichen Luftstickstoff umgewandelt“, ergänzt Lehmann. Die entsprechenden Genehmigungen des Landkreises Diepholz liegen vor, die dort genannten Auflagen müssten exakt eingehalten werden, bevor das Pilotprojekt beginnen konnte.

Um sensible Bereiche des Dümmers wie Badestellen, Häfen und stark besuchte Uferbereiche vor antreibenden Blaualgenteppichen zu schützen, stehen als zweite Maßnahme rund 1.000 Meter so genannte Tauchwände zur Verfügung.

Die Wände erinnern an Ölsperren, die auch eingesetzt werden können, um an der Wasseroberfläche schwimmende Stoffe wie Treibgut oder Algen an der Ausbreitung zu hindern. Die einzelnen Wandelemente haben eine Länge von 12 Metern und lassen sich durch ein Kupplungssystem miteinander verbinden. Bei einer Gesamthöhe der einzelnen Elemente von 60 Zentimetern entfallen 20 Zentimeter auf den Schwimmkörper, der die Sperre an der Wasseroberfläche hält und 40 Zentimeter auf die so genannte Sperrenschürze, die in den Wasserkörper hineinragt. Diese Aufteilung verhindert zum einen ein Unterströmen der Sperre, so dass schwimmende Stoffe weder über noch unter der Wand vertreiben können.

„Wichtig ist, dass Nitrateinbringung und Tauchwände nur als Sofortmaßnahmen gelten können, die kurzfristig die Nutzung des Sees für den Fremdenverkehr sichern helfen. Langfristig führt kein Weg an der umfangreichen Dümmersanierung vorbei, für die mit der Aufstellung eines Rahmenentwurfes auf Grundlage des so genannten 16-Punkte-Planes ein erster Schritt gemacht werden wird“, betonte Lehmann abschließend.

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Artikel-Informationen

erstellt am:
23.08.2012

Ansprechpartner/in:
Achim Stolz

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